DemenzHilfe Oldenburg e. V.

Vergessen ist kein Ende, sondern ein neuer Anfang

DemenzHilfe Oldenburg e. V.

Vergessen ist kein Ende, sondern ein neuer Anfang
  • 20. August 2024 | Tamara Zimdahl
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Demenz ist eine Herausforderung, die viele Menschen betrifft. Im Rahmen unseres Sponsorings beim diesjährigen Stadtradeln haben wir mit Marlene Dirks aus dem Vorstand der DemenzHilfe Oldenburg über die Bedeutung einer umfassenden Betreuung gesprochen. Sie gibt uns einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen der DemenzHilfe.

Interview Demenz Hilfe Oldenburg

Im Einsatz für Betroffene: Jasmin Bartels (l.) aus dem Office und 1. Vorsitzende Marlene Dirks (r.)

Frau Dirks, könnten Sie bitte kurz beschreiben, was die DemenzHilfe Oldenburg ausmacht und welche Rolle sie in Oldenburg spielt?

Marlene Dirks: Der Bedarf an spezialisierter Betreuung für Menschen mit Demenz wird zunehmend größer. Die DemenzHilfe Oldenburg e. V. wurde aufgrund einer Gesetzesänderung im Pflegegesetz 2008 gegründet. Durch die geänderte Pflegereform haben Pflegebedürftige einen Anspruch auf einen Entlastungsbeitrag für Betreuungsleistungen von 125,00 € pro Monat. In Oldenburg fehlte eine Anlaufstelle, die sich ganz auf die Bedürfnisse von Betroffenen und ihren Angehörigen konzentrierte. Unser Ziel war klar: eine umfassende Betreuung, die sowohl körperliche als auch psychische Bedürfnisse berücksichtigt.

Wie hat sich die Organisation seit ihrer Gründung entwickelt?

Marlene Dirks: Wir sind klein gestartet, aber stetig gewachsen. Die Nachfrage ist enorm, besonders seit die Diagnose Demenz auch bei jüngeren Menschen häufiger festgestellt wird. Wir betreuen bereits Personen ab 40 Jahren. Gründe dafür sind vielfältig: von Diabetes über Nebenwirkungen von Psychopharmaka bis hin zu Vitaminmangel. Dies wäre ohne das Engagement unserer ehrenamtlichen Helfer:innen, die mit viel Herzblut und Fachwissen tätig sind, nicht möglich.

Demenz in Zahlen

1,8

Millionen Menschen

mit Demenz leben in Deutschland. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl der Betroffenen voraussichtlich auf 2,80 Millionen steigen.

Welche Besonderheiten zeichnen Ihre Arbeit aus?

Marlene Dirks: Jeder Mensch mit Demenz ist in seiner Persönlichkeit einzigartig. Deshalb erstellen wir individuelle Betreuungspläne und legen großen Wert auf einen wertschätzenden Umgang. Die Chemie zwischen Betreuer:in und betreuter Person ist entscheidend. Darüber hinaus setzen wir uns für mehr Entgegenkommen bei Demenz ein. Wir organisieren Veranstaltungen und Workshops, um das Verständnis für die Krankheit zu fördern und Vorurteile abzubauen.

Viele Menschen mit Demenz möchten trotz ihrer Erkrankung so lange wie möglich selbstständig bleiben. Welche Herausforderungen sehen Sie dabei und wie unterstützt die DemenzHilfe Oldenburg e. V. Betroffene?

Marlene Dirks: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Die Selbstständigkeit ist für viele Menschen ein zentraler Bestandteil ihrer Identität. Die Möglichkeit, auch in der gewohnten Umgebung weiterhin zu leben und die eigenen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten, ist für viele Menschen von großer Bedeutung. Bei einer Demenzerkrankung wird diese jedoch zunehmend eingeschränkt. Wir bieten verschiedene Angebote, um Betroffene dabei zu unterstützen, ihren Alltag so lange wie möglich selbstbestimmt zu gestalten. Dazu gehören beispielsweise Beratungsgespräche, Hausbesuche und spezielle Gruppenangebote.

DemenzHilfe Oldenburg e. V.

Dienstleistungen

Beratung

Umfassende Beratung für Betroffene und Angehörige

Betreuung

Individuelle Betreuung zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen

Schulungen

Qualifizierung von Mitarbeitenden und externen Partnern

Vorträge

Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema Demenz

Welche Tipps haben Sie für Menschen, die gerade erst von ihrer Erkrankung erfahren haben?

Marlene Dirks: Es ist völlig normal, wenn Sie nach der Diagnose zunächst überfordert sind. Nehmen Sie sich Zeit, um die Situation zu verarbeiten. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, Ihrer Familie oder Freund:innen über Ihre Gefühle. Informieren Sie sich über die Erkrankung und die Möglichkeiten der Unterstützung. Es ist wichtig, offen mit Ihrer Umgebung über Ihre Erkrankung zu sprechen. Viele Menschen sind bereit zu helfen, wenn sie wissen, wie sie Sie unterstützen können.

Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie sich gegenübersehen?

Marlene Dirks: Eine große Herausforderung ist die steigende Zahl an Menschen mit Demenz, auch vermehrt bei jungen Menschen. Gleichzeitig gibt es einen wachsenden Bedarf an qualifizierten Pflegekräften. Wir arbeiten kontinuierlich daran, unser Angebot auszubauen und sicherzustellen, dass alle Betroffenen die bestmögliche Unterstützung erhalten. Unsere Aufgabe umfasst nicht nur die alltägliche Versorgung, sondern auch die Begleitung in der letzten Lebensphase. Dies stellt eine sehr sensible Aufgabe dar.

Wie unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden dabei, diese Aufgabe zu meistern? Wenn die Krankheit fortschreitet und die palliative Phase eintritt?

Marlene Dirks: Die palliative Phase stellt für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar. Wir bieten unseren Mitarbeitenden regelmäßige Supervisionen an, um ihnen Raum für den Austausch über ihre Gefühle und Erfahrungen zu geben. Zudem legt der Verein großen Wert auf eine offene Kommunikation mit den Angehörigen. Gemeinsam versuchen wir, die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen zu erfüllen und ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.

Gut zu wissen

Demenz vs. Alzheimer

Brain
  • Demenz: Oberbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen, die das Gehirn beeinträchtigen und zu einem Verlust von geistigen Fähigkeiten führen.
  • Vaskuläre Demenz: Häufigste Form der Demenz. Charakteristisch sind Gedächtnisstörungen, Orientierungslosigkeit und Veränderungen der Persönlichkeit.
  • Demenz vom Typ Alzheimer: weniger häufig im Vorkommen, sehr schneller degenerativer Verlauf

Hinweis: Es gibt unterschiedliche Formen von Demenz, wie z. B. die frontotemporale Demenz (FTD), Morbus Parkinson, die Creutzfeld-Jakob-Krankheit sowie Vitaminmangelzustände oder Schädel-Hirn-Verletzungen.

Welche Ratschläge geben Sie Angehörigen von Menschen mit Demenz?

Marlene Dirks: Für Angehörige ist es wichtig, sich selbst nicht zu vernachlässigen und Unterstützung anzunehmen. Suchen Sie den Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen und scheuen Sie sich nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Geduld und Verständnis sind entscheidend. Versuchen Sie, einen strukturierten Tagesablauf zu schaffen und einfache, klare Sätze zu verwenden. Gemeinsame Aktivitäten können die Stimmung aufhellen. Und denken Sie daran: Sie sind nicht allein.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Marlene Dirks: Unser Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen weiter zu verbessern. Wir möchten, dass Demenz nicht mehr als Tabuthema angesehen wird, und dass Betroffene und ihre Angehörigen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.

Sie sind nicht allein.

Die DemenzHilfe Oldenburg e.V. ist ein vertrauter Begleiter auf dem Weg durch die Demenz. Hier finden Sie umfassende Informationen und persönliche Unterstützung.

DemenzHilfe Oldenburg e.V.

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